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Kiefer & Zirbe

  • Literarisch - botanische Beschreibung
  • Traditionelles Heilwissen
  • Mythen und Kulte

Stille und höchste Höhe erstreben

 

Geht man durch einen Mischwald und kommt aus einem mit Laubbäumen bewachsenen Teil unvermittelt vor einer Kiefer an, kann man einen erstaunlichen
Wandel der Atmosphäre wahrnehmen. Zuerst fällt der Wechsel des Farbspiels auf: Die Borke einer Kiefer mittleren Alters kann in feurigen Rottönen flackern und inszeniert mit dem tiefen Blaugrün ihres buschigen Nadelkleides ein fesselndes
Farbspiel. Ein atemberaubender Harzduft umwölkt den ganzen Baum. Über ihn dehnt er sich in seine Umgebung aus, ausdrucksvoll, einnehmend und prägend, und man wähnt sich plötzlich tief umfangen. Dann fällt auf, dass der Wind nicht
durch die Kiefer rauscht wie durch andere Bäume. Er umsäuselt sie voll Sehnsucht, umgarnt sie, versucht sie zu erobern und tänzerisch zu führen – denn dann erst gibt sie sich ihm hin und passt sich ihm an, folgt ihm in seinen kraftvollen Bewegungen
und drehenden Pirouetten. So entsteht die ganz besondere, einmalige Form
der Kiefer, die man als „baumgewordenen Wind“ bezeichnen könnte. Sie widersteht nicht energisch und eigensinnig, wie eine Eiche es kann, sondern
wiegt sich sanft in seinen Armen und entspricht so seinem Drang

 

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Lösen und in Bewegung bringen

 

Der für einen Kiefernwald so typische frische, harzige Duft belebt die Atmung und die Bronchien. Darüber hinaus verbessern die Myriaden verschiedenster
Heilstoffe in der Luft die Sauerstoffversorgung des Körpers und stärken den Kreislauf sowie die Abwehrkräfte. 
Im Mai schmecken die jungen,
frisch ausgetriebenen Sprossen besonders lecker. Herbes, Süßes, Säuerliches und Aromatisches vermischen sich hier – und locken ein ebenso tieferes Durchatmen hervor. Das vielfältige Wirkstoffgefüge der Nadeln setzt sich zusammen aus ätherischem Öl, Harzen, Bitterstoffen, Vitamin C, Flavonoiden und Gerbstoffen.


Für einen Jahresvorrat pflücken Sie junge Kiefernsprossen am besten im Mai und trocknen sie bei geringer Wärme.

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In die immerwährende Entwicklung gehen

 

Alle immergrünen Bäume bergen in sich die Verheißung auf ein immerwährendes Leben. So wurden sie im Mythos früh zu Symbolen der Auferstehung.
Ob man dazu eine Fichte, Tanne, Kiefer oder Pinie wählte, kam auf den Verbreitungsgrad des Baumes im Bereich der jeweiligen Kultur an. Mythologisch gesehen wurden sie nie klar voneinander abgegrenzt. Was zählte, war ihre Beständigkeit und Dauerhaftigkeit. Auch ihre Zapfen wurden symbolisch ausgedeutet und konnten je nachdem für üppige Fruchtbarkeit oder – wie bei der Göttin Artemis – für Keuschheit stehen. Ab dem 3. Jahrhundert vor Christus waren es von Ägypten bis Rom vor allem drei Götter, die mit einem immergrünen Baum verknüpft wurden: Osiris, Adonis und Attis. Sie kamen aus Ägypten, Syrien und Kleinasien und allen dreien wurde die Pinie oder auch die Fichte im wahrsten Sinne des Wortes auf den Leib geschrieben. Je für sich standen sie in liebevoller Beziehung zu den drei Schöpfer- und Erlösergöttinnen Isis, Aphrodite und Kybele.
Während ihre göttlichen Geliebten jährlich mit dem Absterben der Vegetation aus dem Leben scheiden mussten, waren sie es, die sie ein ums andere Mal vom Tode auferweckten.

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