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Birke

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Wäre die Birke ein Musikinstrument, sie wäre eine Harfe...

 

...so zart und zerbrechlich klingt das Konzert ihrer hellgrünen Blätter im Frühling. Alles an ihr ist ein fortwährendes Werden, kein Stillstand, kein Vergehen. Selbst in ihrem Tod wandelt sich ihr helles, seiden schimmerndes Holz zum sicheren Hort
für zahllose Wesen, die in ihm entstehen, leben und wieder vergehen – Das „Stirb und werde!“ hat die Birke vollkommen verinnerlicht. Wiegt sie sich sacht im Wind, sieht sie aus wie eine liebevoll erzählte Gutenachtgeschichte.

 

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Erfrischend und reinigend   

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Die alten Germanen bohrten im Frühling ein Loch in den Stamm einer Birke, steckten einen Strohhalm als „Wasserleitung“ hinein, banden einen Behälter (vielleicht aus Birkenrinde) darunter und fingen so den Saft auf. Sie tranken ihn als belebenden Frühlingstrank, der Gesundheit und neue Lebenskräfte brachte. Die moderne Wissenschaft hat die Inhaltsstoffe erforscht: Invertzucker, Pflanzensäuren, Salze, Eiweiße, Wachstumsfaktoren, Mineralstoffe wie Kalium, Natrium, Magnesium und Spurenelemente wie Selen, Chrom, Eisen, Kupfer und Bor. Heute verwendet ihn die Kosmetikindustrie in Haarwässern, Shampoos und als Tonikum für die Kopfhaut.

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Nicht nur der Saft, sondern auch die jungen Knospen (Betulae gemmae) sind gesund. Ab März, sobald sie anfangen zu treiben und knapp ein Zentimeter lang sind, können Sie sie ernten. Ihr zartes Inneres ist noch von kleinen, dachziegelartig angeordneten braunen Schuppen mit grünem Rand geschützt. Stecken Sie eine Knospe zum Probieren in den Mund und zerkauen Sie sie langsam und gründlich. Das Geschmackserlebnis entfaltet sich dann von mild über leicht herb bis hin zu einer nussigen Note. Birkenknospen haben eine ähnliche Wirkung wie der frische Saft – schließlich ist er es ja, der sie anschwellen lässt. Die geballte Frühlingskraft der Knospen steckt obendrein voller Medizin.

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Die Birke - Baum der Neugeburt

 

„Die Birke trägt keine Frucht,

doch sie schießt empor,

ohne sich auszusamen,

hat schimmernde Äste

hoch in ihrer geschmückten Krone;

mit Blättern beladen

berührt sie den Himmel.

Altenglische Runendichtung

 

Von allen Bäumen, die hier im Buch vorgestellt werden, ist allein die Birke ihrem Namen nach bereits als Göttin gekennzeichnet, und eine besonders vielschichtige ist sie noch zudem. Hergeleitet aus der indoeuropäischen Wurzel „bhirg“, steht ihr Name in Verbindung mit Birgit, Brigid(a), Brigitte, Brigantia, allesamt Namen von großen Göttinnen oder heiligen Frauen. Die dazugehörige germanische oder altnordische Wortform lautet Berkana oder Bjarkan. Sie leitet sich aus dem althochdeutschen Wort berahta oder perahta ab, was mit leuchten oder strahlen übersetzt wird. Alles an der Birke erscheint licht und leicht. „Es geht eine helle Flöte“ – wem kommt da nicht unwillkürlich dieses schöne Frühlingslied in den Sinn, in dem es heißt: „Birken horchen auf die Weise, Birken und die tanzen leise ...“ ... (WEITER)....

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